STREETWARE saved item

ist ein partizipatives Kunstprojekt an den Schnittstellen von Kunst, Politik und Gesellschaft. Unser Material sind im öffentlichen Berliner Stadtraum weggeworfene Textilien: Wir nehmen sie zum Anlass, um uns mit Produktions- sowie Konsumweisen, Identität und sozialem Habitus auseinanderzusetzen.

STREETWARE, Schierkerstraße Berlin, 2021 ©barbara caveng

Das Team der modernen Lumpensammler:innen, dessen Mitglieder aus den Bereichen der Kunst, Wissenschaft, dem Handwerklichen sowie dem Sozialen kommen, sammelt, wäscht und transformiert die geretteten Kleidungsstücke -‘saved items’- in prêt-à-porter und inszeniert soziale Plastik.

KDindie: STREETshopping während der fashion revolution week ©Paolo Gallo
Lumpensammler:innen Stella Cristofolini und Therry Kornath ©Paolo Gallo

Das praktische und konkrete Tun dient STREETWARE seit Januar 2020 als Ausgangspunkt der Wissenserweiterung, ob es sich nun um handwerkliche Techniken, industrielle Prozesse, künstlerische Ausdrucksweisen oder wissenschaftlich- philosophische Fragestellungen handelt.

Visible Mending by Purvi Dhrangaderyia©barbara caveng

STREETWARE versucht auf nicht-lineare, vielfältige Weise Prozesse der Wiederverwertung, des Re- und Upcycelns zu verknüpfen mit anderen Disziplinen, die von ihren Perspektiven und Standpunkten aus den Themenkomplex von Nachhaltigkeit beleuchten und bearbeiten. Wir bewegen uns generationsübergreifend im Spannungsfeld zwischen Entbehrung und Überfluss.

Jan Markowsky in der Performance Schurf © paolo gallo
Jan Markowsky | fashionweek 22 © paolo gallo

Es ist Teil des ethischen Konzeptes von STREETWARE zur Ausgestaltung nachhaltiger Normen und dekolonialisierter Lebensstil-Muster im Diversity-Look beizutragen. STREETWARE ist Manufaktur und Denkfabrik, Spielstätte und Labor, Werkstatt und Kommunikationsraum.

Unsere Arbeit beruht auf dem Austausch und der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteur:innen. Das Projekt wurde 2020 gegründet von der interdisziplinär arbeitenden Künstlerin barbara caveng und im Team entwickelt mit der Künstlerin/ nachhaltigen Kostümbildnerin Alice Fassina. Es begleite(te)n uns in unserer Arbeit seither der Autor, Theatermann und Aktivist für die Rechte von Menschen ohne Obdach, Jan Markowsky, die crossdiziplinär arbeitenden Künstlerin Lotti Seebeck, der Philosoph und Kurator Lukas Treiber, Céline Iffli-Naumann, Gründerin des Labels HandMaid mit dem Ziel der nachhaltigen, kreativen Wiederverwertung von Rohstoffen, Purvi Dhrangadaryia, Künstlerin und nachhaltige fashion designerin und dey Performer:in KDindie. Fotografisch folgt uns Paolo Gallo, wohin wir Lumpensammler:innen auch gehen, ob durch die Schluchten der Stadt, oder in Kunsträume. Ein kritisches Auge hält die Modejournalistin Aïsha Abbadi auf uns. Wir kooperieren in unseren Aktionen, Interventionen, Ausstellungen und Performances  mit vielen unterschiedlichen Menschen, Einrichtungen, Initiativen, Institutionen.

CATWALK zur sozialökonomischen Utopie 2021, Flugfeld Tempelhof © Paolo Gallo

decolonize, degender, ecologize your style!

Eine petrolblaue Jogginghose von G-Star Raw, das kleine Schwarze von Dior oder den Sport-BH von Calvin Klein? Die begehrenswerten Stücke hängen längst nicht mehr am Bügel von Boutiquen und Modekaufhäusern, sie quellen aus überfüllten Kleidercontainern und den Ritzen der Stadt.1,35 Mio t Kleidung landet jährlich im Recyclingbetrieb. Während die Näher:innen in Bangladesch 24 Stunden fastfashion produzieren, versuchen die Sortierer:innen der Verwerter die Flut entsorgter Textilien zu bewältigen. Zu Ballen gepresst wartet die ‚farbenfrohe Mischung Afrika‘ auf den Transport in den globalen Süden um als „Mitumba“ (Second-hand) in Afrika verkauft zu werden. Die lokalen Märkte sind zerstört.

Im Norden spazieren wir im Schatten der Textilindustrie und der Mode über den Catwalk der Eitelkeiten. Geht es anders? Kann Kleidung als egalitäres Gut begriffen werden, welches Schutz bietet und ästhetisch das Erscheinungsbild eines menschenwürdigen Daseins prägt? Wie können Textilien fair produziert und gehandelt werden und wie werden wir des Kolonialismus neue Kleider in unseren Schränken los?

Kongress auf der Kleiderhalde – congress on the clothes heap: fastfashion second hand africa©Jim Joel Nyakaana

Um diese Fragen in künstlerischer Recherche mit Menschen aus allen Schichten kritisch zu untersuchen und praktisch zu erforschen, nehmen die Protagonist:innen von STREETWARE saved item seit 2020 die Rolle der ‚moderne Lumpensammler:innen‘ ein: Die Revolution findet auf der Kleiderhalde und der Straße statt! An unserem preisgekrönten fahrbaren Wäscheständern MHLD laden wir unter dem Motto ‚Durch die Straßen der Stadt auf Weg zum eigenen Stil!‘ zum STREET-Shopping ein. Auf unseren Touren durch die Metropole richtet sich unser Begehren nicht auf die Auslagen der Schaufenster oder die Wühltische vor den Geschäften. Online-shopping bei Zalando war gestern. Schluppenblusen und Tanktops, Baby‘s first dress oder Baggy-Jeans in Übergrößen drapieren die Stadt, wo sie am urbansten ist – an den Ufern von Rinnsteinen, leger über Pöller drapiert, an den Nahstellen zwischen öffentlichem und privaten Raum.

Kongress auf der Kleiderhalde – STREETshopping – Purvi Dhrangaderjia

STREETWARE saved item macht Mode nachhaltig und zugänglich! Für Jede:n! Für alle! Wir genießen den Flow zirkulärer Lebensweise und philosophieren über die Auswirkungen der Mode und der globalen Bekleidungsindustrie auf das Leben der Einzelnen und die Umwelt.

STREETWARE ‚En Plein Air‘ – Installation mit 48 Wäscheständern am Kunstfestival 48 Stunden Neukölln ©Paolo Gallo

Unsere künstlerischen Strategien umfassen Prozesse des Re- und Upcycelns, Workshops, Lectures, Interventionen Performances und Ausstellungen um multiperspektivisch Fragen zur Nachhaltigkeit, zur Identität, zu Konsum & Produktionsweisen zu erforschen.

Wir verstehen uns als Gesellschaftsgestalter:innen & Raumpfleger:innen. Wir kooperieren mit Kunst- & Kulturstandorten, Künstler:innen und Kreativen, Bildungsinsitutionen, Umweltinitiativen, Aktivistinnen und Wissenschaftler:innen und arbeiten seit 2021 mit den in Uganda verorteten Kolleg:innen Ruth Faith Nalule, fashion designerin, Jim Joel Nyakaana, Dokumentarfotograf, Kisitu Aloxsius Musanyusa, social entrepreneur und Beatrice Lamwaka, Journalistin/ Autorin im Zusammenschluss von STREETWARE X MIVUMBA zusammen.

STREETWARE X MIVUMBA , Kampala 2020 |  Ruth Faith Nalule, Eria Mutalwa, Rose Katusabe, Reagan Ahabwe, barbara caveng and photographer Jim Joël Nyakaana ©Jim Joel Nyakaana
Ruth Faith Nalule und Reagan Ahabwe beim fotoshooting Politischer Haute Couture ©Jim Joel Nyakaana

Worüber wir uns freuen:

STREETWARE saved item wurde 2022 für den MultifunctionalHybridLaundroDrive MHLD mit dem Recycling Designpreis in der Kategorie Sonderpreis im Marta Herford ausgezeichnet.

Marta Herford RecyclingDesignpreis22©Hüffelmann

STREETWARE saved item ist Träger:in des Innovationspreises Nachhaltigkeit verliehen durch den fonds Soziokultur, 2022.

STREETWARE saved item, 2. Preisträger:in, Innovationspreis fonds soziokultur

Wo wir sind:

Seit November 2021 bis heute ist STREETWARE saved item im Haus der Statistik, bzw. im Haus der Materialisierung etabliert. In seinen Räumlichkeit betreibt STREETWARE eine immer dienstags und mittwochs von 15 – 19 Uhr öffentlich zugängliche Vestithek, in der ihr euch nachhaltig gereinigte Kleidung aller Brands vom Berliner Asphalt ausleihen könnt. Zudem bietet STREETWARE Workshops zur textilen Wiederverwertung und zur Textilen Forensik an.

Flaniert mit uns am rollenden Wäscheständer!
Wärmere Temperaturen, längere Tage… Es wird wieder Zeit, mit euch gemeinsam durch die Straßen Berlins an unserem fahrbaren Wäscheständern MHLD (Multifunctional Hybrid Laundro Drive) zu ziehen!
Als Lumpensammler:innen werden wir nach abgestreiften textilen Hüllen suchen, die wir sammeln, retten und ihnen somit ein zweites oder sogar drittes Leben schenken.

Jede Tour dauert circa 1,5 Stunden und kann auch als private Tour angefragt werden. Die Daten der öffentlichen Touren werdet ihr auf unseren Social Media Kanäle erfahren. Je nach Selbsteinschätzung bitte wir um eine Spende zwischen 5 und 50€ pro Person.

Walk with us and pimp your wardrobe mit STREETWARE, das nachhaltigste Label Berlins!
Anmeldungen und Anfragen an waschsalon@streetware-saved-item.net

Vestithek im HdM, Haus der Materialisierung, Berlin
Leih dir was!

Besuche uns auf unserer Website: STREETWARE saved item

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